Finnen Know How - Teil 2
Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Finnen Know Hows mit den Basics "Finnen Systeme" und unterschiedlichen "Set-ups" befasst haben, geht es jetzt um die Frage, wie du ein für dich passendes Finnen Set aussuchen kannst. Hier erfährst du, welche Faktoren es dabei zu berücksichtigen gilt und wie sich bestimmte Aspekte des Finnen Designs auf das Surf Verhalten des Boards übersetzen lassen.
Finnen Größe - Thruster
Egal welches Finnen Set-up du surfst, die Wahl der richtigen Finnen Größe ist der erste Schlüssel zur Wahl des richtigen Fin Sets. Diese orientiert sich zunächst an deinem Gewicht. Schwerere SurferInnen benötigen eine größere Finne als leichtere SurferInnen um den gleichen Halt in der Welle zu erzielen.
Entsprechend werden Thruster Finnen allgemein in fünf Größenkategorien eingeteilt:
XS für Kids und SurferInnen bis ca. 55 kg
S für leichtere SurferInnen bis ca. 70 kg
M für SurferInnen von 65-80 kg
L für SurferInnen von 75-95 kg
XL für 90 kg aufwärts.
Grössenwahl bei Alternativen Finnen Set-Ups

Quad Rear Fins
Für Quad Finnen gelten analog die gleiche Größeneinteilung und Überlegungen wie für Thruster Sets. Zu beachten ist, dass Quad Rears (also die hinteren Finnen des Quadsets) stets kleiner sind als die vorderen. Bspw. ist eine Performer Quad Rear Finne in M deutlich kleiner als eine vordere Performer Seitenfinne in M.
Willst du dir ein Quad Rear Set ergänzend zu Deinem Thruster Set kaufen, kannst du also die gleiche Größe nehmen oder eine Größe runtergehen, wenn du auf ein looses Surf Gefühl abziehlst. Selbst Seitenfinnen in L mit Quad Rears in S können eine gute Kombination sein. Hier gilt es wieder auszuprobieren, was am besten für dich funktioniert. Oder natürlich unsere Beratung in Anspruch zu nehmen!

Twin Fins & Trailer Fins
Für Twin Fin (+Trailer) Sets gibt es bislang keine Größendifferenzierung nach Kategorien, ganz einfach weil es in der Regel alle Sets nur in einer Größe gibt. Da diese immer deutlich größer als Thruster Finnen sind, werden alle Twin Fin (+Trailer) Sets der Größe XL zugeordnet.
Analog gilt, dass alle Trailer Finnen immer der XS Kategorie angehören. Diese variieren mehr in Shape als in Größe.
Aber auch bei den Twin Fin Sets gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Fahreigenschaften, also hakt bei Unsicherheit gerne bei uns nach!

Single fins & Side Bytes
Single Fins gibt es in Größen von 6'’ bis knapp über 10'’. Eine Kategorisierung nach SurferInnen Gewicht ist hier nicht üblich. Vielmehr wird die Größe nach Surfboard Typ und Finnen Set up ausgewählt.
Longboards mit zusätzlichen Side Bytes werden in der Regel mit 7'’ - 9’' Finnen gesurft, Single Fin Longboards zwischen 8’' und 10.5''.
Bei Mid Lengths und anderen Shapes unter 8 Fuß mit großer Center Finne variieren die Größen zwischen 5.5'’ und maximal 8’'.
Bei Side Bytes werden drei Kategorien von XS bis M verwendet, wobei die mit Abstand am weitest verbreitete Größenkategorie S ist.
Analog zu Shortboard Finnen ist das Feintuning der Größe von Finnen Shape, SurferInnen Gewicht, Board Shape und Surf Stil abhängig - wir stehen jederzeit gerne für eine individuelle Beratung bereit!
Surf Stil, Boardshape & Wellenart
Je größer die Finne, desto mehr Halt und Kontrolle liefert sie, aber desto weniger wendig wird sich das Board anfühlen. Wenn dein Gewicht beispielsweise bei 75 kg liegt, dann könntest du ein Finnenset in Größe (M) als Allround Set surfen und bei größeren, kraftvolleren Wellen zu größeren Finnen (L) greifen, um mehr Kontrolle zu erhalten.
Daneben kannst du bei der Größenwahl auch deinem Surf Stil mit einbeziehen: Bist du eher ein leichtfüßiger Surfer, dann sind im Zweifelsfall kleinere Finnen die bessere Wahl. Sind kraftvolle Carves und Power Turns eher dein Ding, dann nimm im Zweifelsfall eher ein größeres Set.
Das Surfboard Shape (haupstächlich Tail Shape, Ausprägung des Tail Rockers und des Concaves im Unterwasserschiff) spielt ebenfalls eine Rolle: Schmale Pin Tails (die sowieso schon viel Hold generieren und deren Idee es ist, tief im Wasser zu liegen), Surfboards mit flacher Tail Rockerlinie (die nicht so viel Tiefe bei den Finnen benötigen) und flache Convaves und V-Bottoms funktionieren oft besser mit kleineren Finnen. Umgekehrt erfordern breite Tails (die viel Auftrieb im Tail haben), stark gerockerte Surfboards (deren Aufbiegung im Tail durch entsprechende Finnentiefe kompensiert werden sollte) und tiefe Concaves größere Finnen.
Finnen Bauweisen
Das Material, aus dem die Finne besteht, ist für das Flexverhalten der Finne verantwortlich. Eine hochwertiger hergestellte Finne kann einen maßgeblichen Unterschied machen, wie sich das Board in Turns anfühlen wird. Vereinfacht gesagt sind Finnen mit höherem Fiberglas Anteil steifer, was wiederum zu einer direkteren Kraftübertragung und mehr Kontrolle führt. So kann bspw. ein Upgrade von einer einfachen "Standardfinne" auf eine geglaste Finne zu einer verbesserten Board-Kontrolle führen, auch wenn Form und Größe der Finne identisch bleiben. Die Unterschiede sind bei kleinen und schwachen Wellen noch relativ gering, werden aber mit zunehmender Wellenpower und auch bei höherem Gewicht des Surfers recht deutlich.
Wir schauen uns die gängigen Bauweisen unserer Hersteller mal sortiert von günstig nach teuer an:

Glass Flex / Thermo Tech / Composite Core
Hier handelt es sich um eine Kunststoff/Glasfaser Mischung, die zwar kostengünstig ist, aber eine relativ weiche Finne hervorbringt.
Die Finne neigt dazu, sich bei hohem Druck zu stark zu verbiegen, sodass sich das Board bei kraftvollen Wellen etwas "schwammig" anfühlen kann.
Für den Einsatz in kraftvollen Wellen und für fortgeschrittene Surfer nicht unbedingt zu empfehlen, für Einsteiger aber eine kostengünstige Lösung.

Neo Glass Eco / Alpha
Ähnlich wie Glass Flex / Thermo Tech, allerdings mit einem höheren Glasfaser-Anteil und Bio-Resin (bzw. recycelte Fischer Netze bei Alpha), sodass die Finne im Vergleich zu Glass Flex deutlich steifer wird.
Diese Bauweise ist unsere Empfehlung für alle, die ein günstiges, solides Finnenset für das FCS II oder Futures System suchen.
Einsteiger und Intermediates sind hiermit sehr gut bedient und müssen sich mit den folgenden Bauweisen nicht unbedingt auseinandersetzen. Schwerere Intermediates dürfen aber auch getrost zu einer steiferen Bauweise greifen.

Performance Core / Honeycomb
Geglaste Finne mit Schaumkern; eine leichte und steife Bauweise mit einer ausgewogenen Mischung aus Steifheit und Flex - perfekt für ein Allround Finnen Set und unsere Empfehlung für alle fortgeschrittenen SurferInnen. Der Großteil der Thruster Finnen wird in dieser Bauweise angeboten.

Performance Glass / Fiberglass
100% geglaste Finne. Etwas schwerer und noch steifer als Finnen mit Schaumkern. Diese Bauweise ist perfekt für kontrolliertes Surfen in kraftvollen Wellen geeignet. Allerdings ist die Bauweise durch den geringen Flex der Finnen weniger für schwächere Wellen geeignet, in denen man selbst Geschwindigkeit generieren muss. Eine Ausnahme stellen Twin Fins und Single Fins dar, die aufgrund ihrer Größe auch in kleineren Wellen etwas steifer sein dürfen.

Performance Core Carbon / Techflex / Black Stix
Geglaste Finnen mit Schaumkern und Carbon-Verstärkungen. Die Carbonmatten werden je nach gewünschten Effekt so platziert, dass das Flexverhalten der Finne entsprechend manipuliert wird.
Diese Bauweisen geben Finnen sehr spezielle Eigenschaften. Beispielsweise kombiniert die Futures Black Stix Bauweise ein sehr dynamisches Flex Verhalten mit einem speziellen Foil, was es deutlich einfacher macht, mit diesen Finnen in kleinen/schwachen Wellen Geschwindigkeit zu generieren und das Board zu drehen. Dafür bieten sie in druckvollen Wellen weniger Drive und Hold. Tech Flex und Performance Core Carbon sind hingegen zwischen Honeycomb/PC und Performance Glass/Fiberglass einzuordnen.
Surf Eigenschaften von Finnen
Um das Surf Verhalten von Finnen zu beschreiben, verwenden wir drei Begriffe: Drive, Pivot und Hold.
Was diese genau bezeichnen, wollen wir nun erläutern:

Drive
Drive meint das Übersetzen von Energie und Kraft in Geschwindigkeit. Ein Finne mit viel Drive hilft kraftvolle Turns lange zu halten und in Turns den Druck auf die Finne in Geschwindigkeit aus dem Turn heraus zu übersetzen.
Diese Eigenschaft ist besonders bei lange laufenden Point- oder Reefbreaks mit offener Schulter und viel Platz für Turns und Railcarves hilfreich.

Pivot
In sich schnell ändernden Wellen - typischerweise Beachbreaks und knackige, hohle Reefbreaks - rückt hingegen der Pivot (Drehradius) der Finne in den Mittelpunkt.
Finnen mit viel Pivot sind gut geeignet, um eng in der Pocket der Welle surfen und schnell reagieren zu können.

Hold
Hold (Halt) meint die Fähigkeit der Finne in kritischen Situationen (steile Sections, harte Take-offs, hohe Surfgeschwindigkeit, Barrelsections, etc.) Halt und Kontrolle zu geben.
Besonders wichtig ist diese Eigenschaft in großen, kraftvollen und hohlen Wellen.
Finnen Shapes
Nachdem Du das Finnenangebot nach Größe und Material nach Deinen Anforderungen gefiltert hast und eine Vorstellung der grundlegenden Terminologie des Surf Verhaltens von Finnen hast, gilt es nun, sich für ein Fin Shape (Modell) zu entscheiden.
An dieser Stelle dürfen EinsteigerInnen und angehende Intermediates getrost aussteigen. Sie finden in der PC-Serie von FCS, Performer-Serie bei FCS II und F-Serie bei Futures sehr gute Allround Shapes. Sie zeichnen sich durch eine ausgewogene Kombination von Drive, Hold und Release aus, mit der man nichts falsch machen kann.
Für alle anderen kommt im Folgenden eine Erklärung der technischen Aspekte einer Finne und deren Bedeutung für das Surfverhalten der Finne. Für die Auswahl des perfekten Fin Sets gibt es kein Pauschalrezept - die individuell "ideale" Finne ist abhängig von Surfstil, Surfboard Shape und Wellenart. Hier kann man nur eine sinnvolle Vorauswahl treffen. Der Rest ist dann Trial & Error.

Fin Rake
Rake bezeichnet die Biegung der Finne nach hinten. Sie ist das Bindeglied zwischen Base und Tip in der Fahreigenschaft der Finne.
Mehr Rake erzeugt mehr Drive und größere Turn Radien. Dagegen ist eine aufrechtere Finne mit wenig Rake drehfreudiger und gibt weniger Halt im Turn - und kann somit auch weniger Geschwindigkeit im Turn halten.

Fin Base
Je breiter die Finne in der Base - also "unten" am Ansatz - ist, desto mehr Drive bringt sie mit.
Eine Finne mit viel Drive begünstigt langgezogene Turns mit viel Kontrolle, bei denen viel Geschwindigkeit gehalten werden kann. Umgekehrt wirkt eine lange Base einschränkend bei der Pivot Fähigkeit (für enge Turns).

Fin Depth
Die Tiefe, mit der eine Finne im Wasser sitzt. Je höher eine Finne baut, desto mehr Hold, also Kontrolle bietet sie. Im Gegensatz dazu bietet ein weniger tiefe Finne einen einfacheren Release.

Fin Area
Die Fin Area bezeichnet die Fläche der Finne und ergibt sich durch die Größe und Form der Finnen.
Je mehr Area ein Finnen Set hat, desto mehr Halt und Kontrolle wird es geben und desto weniger wendig wird es sich anfühlen.

Fin Tip
Je schmaler die Finne im Tip, also in der Spitze, ist, desto weniger Hold, also Halt und Kontrolle, wird sie geben. Dafür bietet sie aber mehr Pivot haben, wird also drehfreudiger sein, und mehr Release bieten, was wiederum bedeutet, dass das Tail bei Top Turns leichter ins Sliden kommt. Oft wird eine breite Base mit einem schmaleren Tip ausgeglichen.

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Foil meint das Profil des Finnensets und bezieht sich immer auf die Seitenfinnen, da die Mittelfinne sowieso immer symmetrisch und beidseitig konvex geformt ist. Die Seitenfinnen sind auf der Außenseite ebenfalls immer konvex, können aber auf der Innenseite flach (Flat Foil) oder konkav (Inside Foil) sein.
Ein konkaves Inside Foil bewirkt einen hydrodynamisch effizienteren Wasserfluss, wodurch Reibung reduziert und der Auftrieb erhöht wird. Eine Finne mit Inside Foil ist vor allem dann hilfreich, wenn die Welle "schlapp" ist und man selbst viel Geschwindigkeit generieren muss.
Für Allround Finnen bevorzugen die meisten Surfer ein Flat Foil, um mehr Kontrolle in den Turns zu haben.
Beim Quad Setup gibt es neben den beiden Foil Varianten der vorderen Seitenfinnen weitere Kombinationen für die hinteren Finnen. Ein 50/50 Foil - also beidseitig konvexes Profil - liefert Stabilität und ist vor allem bei weit mittig positionierten Fin Plugs hilfreich. Sind die Plugs relativ nah am Rail platziert und ist vor allem Drive gewünscht, ist ein Flat Foil die bessere Lösung. 80/20 und 60/40 Foils liefern feinere Abstufungen zwischen den beiden Extremen.
Auswahl des Finnen Modells
Bei der Auswahl der richtigen Finne entscheiden die obigen Design Aspekte über den Kompromiss aus Hold, Drive und Pivot.
Während der Hold oft über eine Anpassung der Größenauswahl individuell steuerbar ist, besteht zwischen Drive und Pivot dabei ein Trade-off-Zusammenhang: Je mehr Drive ein Shape hat, desto weniger Pivot und umgekehrt. Sowohl bei FCS als auch bei Futures werden die Shapes in Finnen Familien eingeteilt, anhand derer man die Gewichtung der drei Attribute Hold, Drive und Pivot erkennen kann.
Finnen Familien

Reactor / Pivot
Der Fokus liegt auf Pivot, die Finnen haben weniger Drive.
FCS: Reactor, Hayden, CI Upright...
Futures: P Series, HS Generation...

Performer / Neutral
Eine ausgewogene Mischung aus Pivot, Hold und Drive.
FCS: Performer, Pyzel, Sharpeye...
Futures: F-Series, JJF, Mayhem...

Carver / Rake
Bietet viel Drive zulasten von Pivot.
FCS: Carver, Fanning, AM...
Futures: R-Series, Jordy, AM...
Zudem gibt es von FCS noch die Accelerator Familie, welche sich zwischen Performer und Carver positioniert. Welche Gattung für dich die beste ist, hängt von deinem Surfrevier, Surfboard und Surf Stil ab. Erfahrungsgemäß mögen leichtfüßige Surfer eher Pivot-orientierte und neutrale Finnen, während kraftvolle Surfer meistens mit Drive-orientierten Finnen besser zurechtkommen. In engen Beachbreaks bevorzugen viele Pivot Fins, in offenen Pointbreaks hingegen Finnen mit viel Rake. Beide "Extreme" sollte man allerdings nur kaufen, wenn man den Einsatzbereich auch genau abgesteckt hat oder seine Präferenzen bereits kennt.
Nichstdestotroz kombinieren die meisten Finnen Sets Drive und Pivot gebende Aspekte so miteinander, dass das Ergebnis am Ende einen relativ breiten Einsatzbereich zulässt. Ab hier heißt es (wie oben schon erwähnt):
Ausprobieren und experimentieren!
Während Einsteiger und leicht Fortgeschrittene oft wenig bis gar keine Unterschiede zwischen den Finnen Shapes bemerken, werden sich fortgeschrittene Surfern wundern, was Finnen noch aus einem Board rausholen können.
Wir helfen gerne mit einer individuellen Beratung mit der Auswahl der in Frage kommenden Modellen!